Reine Unterhaltung?!

Das Fernsehen

Es kommt heute nach und nach aus der Mode. Internetdienste, die das Streamen von Serien und Filmen ermöglichen, verdrängen den großen Sektor des Fernsehens mehr und mehr. Dennoch bleibt es (vorerst) wichtiger Bestandteil in unserer Gesellschaft.
Bereits seit Jahren wird bemängelt, dass dem Fernsehen noch ein gewisser Punkt fehle, welcher bis dato unzureichend verwirklicht wurde: der Bildungsauftrag. Heute noch mehr, als vor zehn Jahren, so hab‘ ich den Eindruck.

Ansprechende Sendungen, die Spaß machten und zur Wissbegierde trieben, hab‘ ich immer mit großer Freude mitverfolgt. Daher verbrachte auch ich einen bedeutenden Anteil meiner Kindheit damit, in die „Flimmerkiste“ zu starren. Wenn ich heute den Fernseher einschalte, finde ich davon jedoch nichts mehr. Zum Bildungsauftrag optimal geeignete Fernsehserien, wie einst zum Beispiel Peter Lustigs „Löwenzahn“, wurden ersetzt durch Reality TV und quietschend bunte Cartoons, die ganz und gar stupide, leere pseudo-gewitzte Geschichten erzählen wollen, die meist nichts vermitteln.

Alles ist reine Unterhaltung. Allerdings qualitativ auf dem untersten Level. Falls doch einmal ein inhaltsvoller Spielfilm läuft, ist dieser übersät von Werbepausen, was noch gar kein Problem darstellen müsste, würde das nicht die Hälfte der Sendezeit ausmachen.
So ist dem Zuschauer von vorne herein der Spaß untersagt.
Wird doch einmal eine intellektuell anspruchsvolle Sendung gezeigt, besitzt diese in häufigen Fällen niedrige Einschaltquoten, wodurch sie keineswegs lohnenswert wird. Oder es handelt sich um langatmige Dokumentationen, die allgemein hin eher wenig Anklang finden, vor allem auch in Hinblick auf die Jugend.

Das Bildungsfernsehen ist tot. Wer sich informieren oder recherchieren will, nutzt keinesfalls das Fernsehen, denn der Weg zu speziellen Informationen, war noch nie so einfach wie heute: über das Internet. Daher wäre es die reinste Ressourcenverschwendung der großen Sender, derartiges im Fernsehen unter bringen zu wollen. Diese streben schließlich nach wirtschaftlichem Erfolg, sodass eine teure, hochwertige Produktion von Bildungsfernsehen keinen Platz findet. Spartenkanäle reichen im Zweifelsfall aus, für den historisch Begeisterten, der zufällig gern mehr über die Geschichte irgend eines mäßig bekannten Naturvolks aus Südostasien erfahren will. Aber für Kinder und Jugendliche ist im Fernsehen wenig bildendes zu finden. Der Bildungsauftrag im TV muss stärker verwirklicht werden. Das zumindest sagen Forscher und Studien, schließlich verbringt der durchschnittliche Mensch im Kindesalter und als Jugendlicher, einen erheblichen Teil seiner Zeit mit medialer Unterhaltung, unter anderem auch mit Fernsehen.
Die Wahrheit ist jedoch, dass der Jugendliche von heute Bildung gar nicht im Fernsehen ersucht. Es bleibt der Hintergrund der reinen Unterhaltung, alles andere ist ungewollt. Genau deshalb finden Wissenschaftssendungen und Dokumentationen auch so wenig Anklang. Der Bildungsauftrag muss stattdessen mit Unterhaltung verknüpft werden und darf keinesfalls belehrend wirken. Das würde die Zuschauer abschrecken und womöglich vertreiben.

Täglicher Fernsehkonsum der Deutschen
Täglicher Fernsehkonsum in Deutschland; nach Altersgruppen (statista.com)

Leider bietet das Fernsehen davon viel zu wenig, keine Eigenproduktion und höchstens ein paar synchronisierte amerikanische Soap Operas, die man meist doch lieber auf englisch geschaut hätte, um den Wortwitz, der die Episode ausmacht, zu verstehen. Zudem wiederholen sich diese andauernd, sodass schnell nach Alternativen gesucht wird.
Die wenigen positiven Ausnahmen, wie man leider sagen muss, gehen insgesamt im Chaos immer gleicher Senderschematika mit billigen Reality-Shows unter und sind zudem an feste Sendezeiten gebunden, wodurch keinerlei Flexibilität besteht. Wohl auch daher wird sich immer weiter vom Fernsehen distanziert.
Niemand lässt gern den Videorecorder über Nacht laufen, damit dieser die Late Night Show aufzeichnet, die man unbedingt sehen will. Denn schließlich gibt es hier wieder die Alternative Internet. Viele Fernsehsender laden mittlerweile sowieso ihre Sendungen hoch, die dann zu jeder Zeit aufgerufen werden können und nicht mehr an Zeiten gebunden sind. – Ein Fortschritt der dem Fernsehen längst den Wind aus den Segeln nahm.

Auch andere Internetdienste wie Youtube, wo jeder Videos zu allen erdenklichen Kategorien hochladen kann, sorgen für eine Datenflut, die heute fast alles bietet. Ein jeder kann selbst entscheiden, was er wann sehen will und ohne Umwege zu speziellen Fachgebieten recherchieren, ohne die Fernsehzeitung auswendig lernen zu müssen.

Täglicher Youtubekonsum der Deutschen
Über die Hälfte aller Jugendlichen geben an Youtube täglich zu nutzen (statista.com)

Neben all den Negativbeispielen, bietet das Fernsehen regelmäßig auch sehenswerte Beiträge. So wird täglich recht zuverlässig aus aller Welt berichtet. Nachrichten, angesagter Klatsch und Tratsch werden in täglichen Ausgaben vermittelt und sorgen für übergreifendes in Kenntnis setzen der Zuschauer. Derartig umfassend wird das derzeit kaum anderswo geboten. Auch gibt es beispielsweise politische Satiresendungen, wie „Die Anstalt“, die unterschwellig eine politische Bildung gewähren, vordergründig aber unterhalten. Allerdings sind diese eher für ein älteres Publikum geeignet, sodass Kinder nichts davon zu sehen vermögen oder Zusammenhänge verstehen könnten.

Man möchte meinen, das Fernsehen sei nicht zur Bildung jüngerer Zielgruppen geeignet, denn zwar gibt es ein andere Ausnahmen, sodass Unterhaltung tatsächlich weiterbilden könnte, allerdings sind besonders für Kinder kaum Perspektiven geboten. Das ist heute allerdings kein so großes Problem, wie noch vor 10 Jahren. Denn abseits vom Fernsehen sind heute zahlreiche Alternativen, vorwiegend über das Internet gegeben. Der TV spielt heute einfach keine so große Rolle mehr.
Ich persönlich schaue schon seit Jahren nichts aktiv im Fernsehen, ohne je einen Mangel zu verspüren.